Im Gegensatz zu den bekannten fixen Anfangs- und Enddaten der vier astronomischen und meteorologischen Jahreszeiten ist das Eintreten der phänologischen Jahreszeiten örtlich und von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Jedoch sind es gerade die phänologischen Jahreszeiten, an denen der Mensch seit tausenden Jahren sein Leben orientiert. So schauen auch heutzutage zum Beispiel Bauern und Förster auf die Natur, um zu beurteilen, welche Arbeiten für die Felder, Gärten, Wiesen oder Wälder anstehen.
Das Phänologische Jahr setzt sich aus 10 Jahreszeiten zusammen, die jeweils vom Eintreten bestimmer Erscheinungen charakterisiert werden.
Das phänologische Jahr beginnt mit dem Vorfrühling, der von der Ersten Blüte von Haselnuss, Schneeglöckchen und Salweide und in den alpinen Lagen durch den Austrieb des Bergahorn, angezeigt wird.
Weitere Zeigerpflanzen die blühen, sind Frühlingsknotenblume, Wohlriechendes Veilchen, Huflattich, Leberblümchen und Dirndlstrauch. Die ersten Zitronenfalter und Kleinen Füchse fliegen umher und auch die Honigbienen bereiten mit den Reinigungsflügen mancherorts eine schmutzige Überraschung.
Der Erstfrühling äußert sich durch die Blüte von Forsythie. Die Buschwindröschen öffnen ihre Blüten. An den dicken braunen Knospen der Rosskastanie kann man gut den Austrieb mit seinen grünen Spitzen beobachten. Die Lärche entfaltet ihre Nadeln. Schlehdorn und Berg-Ahorn blühen und bald darauf entfalten Vogelbeere und Rosskastanie ihre Blätter. Mit der Blattentfaltung der Hängebirke ist oft auch schon der Beginn der Blüte zu beobachten. Nun beginnen sich die Wälder in einen grünlichen Schimmer zu tauchen, die Rotbuchen zeigen die Blattentfaltung.
Im Obstgarten treibt recht bald zu Beginn des Erstfrühlings der Apfel aus, später blühen Marille, Kirsche, Pflaume, Ribisel und Birne. Bei den Weinreben kann an den Schnittstellen das erste Bluten beobachtet werden.
Der Vollfrühling ist durch die Blüte von Kulturapfel und die Blattentfaltung der Stiel-Eiche gekennzeichnet. Auf den Feldern macht sich das leuchtende Gelb der beginnenden Rapsblüte breit. Die Süßkirsche und später auch die Birne beenden ihre Blüte. An den Fichten sind die Maitriebe zu sehen. Rosskastanie, Flieder, Walderdbeere und Vogelbeere blühen. Die Robinie entfaltet ihre Blätter. Bei Winterroggen und Wintergerste kann der Beginn des Ährenschiebens beobachtet werden.
Der Frühsommer wird vom Blühbeginn des Schwarzen Holunders angezeigt. Nun können die Blüten für Sirup angesetzt werden. Außerdem blühen der Weißdorn und die ersten Gräser. Jetzt ist auch die Zeit der Heuernte und für viele Allergiker der Beginn der Heuschnupfen-Saison. An den Weinreben öffnen sich die Blüten und bei der Sonnenblume kann das Stadium der Knospenbildung beobachtet werden.
Im Hochsommer blüht nun auch die Winterlinde und der Mais, beim Wein ist das Ende der Blüte erreicht, ansonsten ist der Hochsommer schon von der Fruchtreife einiger Zeigerpflanzen geprägt. In den Gärten reifen Johannisbeeren, Marillen und Süßkirschen. In der freien Natur finden sich reife Walderdbeeren und Heidelbeeren.
Bei den Getreiden treten hintereinander Milchreife und Gelbreife ein, die Wintergerste erlangt sogar die Vollreife und wird schon geerntet. Auch der Raps erreicht das Stadium der Vollreife und wird geerntet.
Im Spätsommer reifen die Früchte von Frühapfel, Frühzwetschke und Vogelbeere. Außerdem werden die Getreide reif und die Felder werden geerntet.
Zeiger für den beginnenden Frühherbst sind die einsetzende Fruchtreife von Schwarzem Holunder und Kornelkirsche/Dirndl. Außerdem erreichen in den Obstgärten frühe Birnen, Zwetschken und Äpfel ihre Pflückreife. In den Wäldern werden die Früchte der Rotbuche reif und fallen aus ihren Fruchthüllen zu Boden.
Mit dem Beginn der Fruchtreife von Stiel-Eiche und Rosskastanie beginnt der Vollherbst. In dieser Zeit verfärben auch viele Wildbäume ihr Laub, unter anderem Rosskastanie und Rotbuche.
In den Weinbauregionen beginnt nach der Reifung die Weinlese, bald darauf verfärben sich die Blätter an den Reben.
Sobald die Stiel-Eiche ihre Blätter färbt und die Eberesche/Vogelbeere ihr Laub abwirft, beginnt der Spätherbst. Bei der Lärche kann die Verfärbung der Nadeln beobachtet werden. Hänge-Birken, Rosskastanien und Rotbuchen verlieren ihre Blätter.
Der phänologische Winter ist die Zeit der Vegetationsruhe. Er beginnt, wenn Stiel-Eiche, Apfel oder Lärche mehr als die Hälfte ihrer Blätter bzw. Nadeln verloren haben.