Geschichte der Phänologie

Jedes Jahr wandelt sich die Flora im Laufe der Jahreszeiten. Sie beginnt ihren Zyklus mit dem Austrieb aller Pflanzen, später blühen sie, tragen Früchte und schlussendlich verfärben sich die Blätter und fallen zu Boden. Dass eine Orientierung des Lebens an diesen Erscheinungen von großem Nutzen sein kann, wurde schon vor langer Zeit von den Menschen erkannt.

Phänologische Beobachtungen wurden bereits vor tausend Jahren in China und dem Römischen Reich in der Landwirtschaft genutzt. So konnte beispielweise der ideale Zeitpunkt für das Ausbringen der Saat im Frühjahr bestimmt werden.

Diesen wiederkehrenden Zyklus, mit all seinen Facetten, nutzte auch Linné 1751, als er die Beobachtung in Schweden einführte und an 18 Stationen die Veränderungen an Pflanzen, Tieren und auch abiotischen Erscheinungen, wie Schneefall, aufzeichnen ließ. Das erste institutionalisierte phänologische Beobachtungsnetz der Welt war geschaffen.

Wobei an dieser Stelle die vieljährigen Aufzeichnungen der Kirschblüte in Kyoto, Japan, die bis ins Jahr 812 zurückreichen, nicht unerwähnt bleiben sollten.

Mit der Definition der Phänologie und der Gründung des ersten Beobachtungsnetzes mit Stationen, die über ganz Schweden verteilt waren, gilt Linné als der Vater dieser Wissenschaft. Auch wenn das Netzwerk nicht lang von Bestand war, so setzte er damit einen Maßstab für alle weiteren Beobachtungen. Auch seine Definition der Entwicklungsphasen ist bis heute Grundlage aller Aufzeichnungen und wurde gegebenenfalls ergänzt.

Lange Datenreihen

Schon die Jäger und Sammler führten phänologische Beobachtungen durch. Die Aborigines teilen noch heute das Jahr entsprechend nach typischen Witterungserscheinungen, Entwicklungsstadien von Pflanzen und Zeitpunkten von Tierwanderungen ein.

Die ältesten schriftlichen, kontinuierlichen phänologischen Aufzeichnungen liegen im Archiv des Kaiserlichen Hofes in Japan. Seit dem Jahr 812, damals blühten die Kirschen am 24. April, wird das Datum der Kirschblüte, das Symbol des wiedererwachenden Lebens im Frühling in Kyoto festgehalten.

In Europa hatte 15 Jahre bevor Carl von Linné in seiner Philosophia Botanica die Anstellung phänologischer Beobachtungen empfahl, Robert Marsham in Stratton, England eine vorzügliche auch den modernen Regeln entsprechende Reihe begonnen. Diese Beobachtungen wurden zur Familientradition, so dass ein Datensatz von Pflanzen- und Tierbeobachtungen von 1736 bis 1925 vorliegt (einzelne Datenlücken konnten gefüllt werden).

In Frankreich gibt es eine mehr als 500-jährige Beobachtungsreihe der Weinlese.

Die Phänologie hat an der ZAMG schon eine sehr lange Tradition, aber auch wir gehen mit der Zeit und haben uns weiter entwickelt. Mit unseren Projekten und Partnern gehen wir neue Wege, um gemeinsam mit den Citizen Scientists einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

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